DIe BAV in der Astronomischen Gesellschaft

Die BAV, Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne, wurde am 06. Juni 2016  als stimmberechtigtes Mitglied  Nr. 1609  in die ASTRONOMISCHEN  GESELLSCHAFT e.V. in Deutschland  aufgenommen. Damit ist die BAV die einzige Astro-Amateurvereinigung im deutschsprachigen Raum mit direkten Zutritt zu der Organisation der Fachastronomen.

Die Astronomische Gesellschaft e.V.(AG) mit Sitz in Hamburg wurde 1863 gegründet und ist eine der ältesten astronomischen Vereinigungen Europas. Im Jahre 1800 an der Schwelle zum 1900 Jahrhundert versuchte der  Direktor der Gothaer Sternwarte, Baron Franz Xaver von Zach (1754-1832), gemeinsam mit dem privat Sternwartenbesitzer HIERONYMUS SCHRÖTER in Lilienthal eine “Vereinigte Astronomische Gesellschaft “ ins Leben zu rufen, mit deren Hilfe die Kommunikation zur aktuellen wissenschaftlichen Forschung verbessert werden sollte. Aktuell war zu dieser Zeit vor allem die Astrometrie, Planeten und Asteroiden sowie Forschung und Suche nach Planeten (Neptun usw.).

Neue Ergebnisse wurden vor allem mit Briefwechsel und Buchdruck verbreitet. Der herausragende Wissenschaftsorganisator von Zach, der seiner Zeit um einiges Voraus war, er hatte zur Verbesserung der Informationslage schon die erste Astronomische Zeitschrift “Monatliche Correspondenz” herausgegeben. Einer seiner Grundsätze war "Großes kann nur durch Vereinigung vieler Talente gelingen". Diese Vereinigung versuchte er nun auf Internationaler Basis herbeizuführen. Dieser Versuch schlug wegen der zu dieser Zeit in Mitteleuropa herrschenden  Klein- und Vielstaaterei fehl. Baron von Zach erlebte die Gründung der AG nicht mehr.

Es gab keine zentral geförderten Schulen oder Wissenschaftlichen Anstalten. Naturwissenschaftliches Wissen war fast ausschließlich in den wenigen Universitätsbibliotheken und römischen Klöstern zu finden und nicht Jedermann zugänglich. Nur unter den seefahrenden Europäern, z.B. in England, gab es das “Board of Longitude”, dass von der Krone unterhalten wurde, um die Kriegsmarine und Handelsseefahrt Nautisch und Kartographisch zu unterstützen. Erst nach vier weiteren Versuchen zwischen 1800 und 1861 in Leipzig, Bonn, Berlin, Dresden kam es durch Organisation und Einladung von EDUARD SCHÖNFELD, KARL CHRISTIAN BRUHNS und WILHELM  FOERSTER am 29.Aug.1863  in Heidelberg  zur Gründung und Formulierung ihrer Statuten der Astronomische Gesellschaft e.V. Zum ersten Vorsitzenden wurde  JULIUS ZECH, Tübingen, gewählt.

Die AG verstand sich von Anfang an als internationale Organisation, die Mitgliedschaft ist gemäß der Gründungssatzung an keine Nationalität gebunden. Bis 1945 stammten nur 50% der Mitglieder aus Deutschland. Der Anteil der nicht-deutschen Mitglieder nahm nur nach dem 1. Weltkrieg ab, als deutsche und österreichische Wissenschaftler international geächtet waren.

Der damalige 1. Vorsitzende der AG, ELIS STRÖMGREN, Kopenhagen, war eindringlich um Versöhnung bemüht. Nach dem 2. Weltkrieg  musste die AG ihre Tätigkeit einstellen und wurde erst 1947 in Göttingen als AG in der britischen Zone wieder gegründet. Ein Jahr vorher, als sich der Staub des 2.Weltkriegs gerade gelegt hatte, rüstete sich die Royal Society in London zur dreihundertjährigen Geburtstagsfeier zu Isaak Newtons Gedenken. Aus Deutschland wurde zum Festakt dazu nur der achtundachtzigjährige Max Planck eingeladen, der ja offiziell noch Präsident der nicht mehr existenten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft war. Eine britische Militärmaschine flog ihn nach England, wo ihn der Zeremonienmeister als Prof. Max Planck, Vertreter of "No country" vorstellte. Deutschland gab es ja noch nicht wieder.

1949 konnten die Aktivitäten der AG auf ganz Deutschland ausgeweitet werden. 1969/70 wurden 57 Mitglieder aus der DDR genötigt, aus der AG auszutreten. 1990 wurde durch Vorstandsbeschluß die Mitgliedschaft dieser Astronomen als ruhend und nicht erloschen erklärt, wodurch sie formlos wieder aufgenommen werden konnten. Seit 1995 ist die Astronomische Gesellschaft e.V. der European Astronomical Society” angeschlossen.

Peter B. Lehmann, August 2016